Der Einfluss von
Materialkosten auf die Baugruppenfertigung
Anders als in vielen Branchen spielen die Materialkosten in der Baugruppenfertigung eine ganz eigene, diffizile Rolle. Das hängt einmal mit der schnellen Entwicklung der Ansprüche, Bauteile und Materialien selbst zusammen, andererseits mit den Schwankungen der Marktlage und den Problemen mit den Lieferketten. Lesen Sie in diesem Blogbeitrag:
Was versteht man unter Baugruppenfertigung?
Zunächst einmal ist eine Baugruppe ganz simpel betrachtet ein Gegenstand, der sich aus mindestens zwei Komponenten zusammensetzt, die als solche nicht mehr schadfrei zerlegt werden können. Die Baugruppenfertigung beschäftigt sich also mit dem Zusammenfügen bzw. Montage dieser Komponenten zu einer funktionsfähigen Einheit. Das kann in der heutigen Produktion zu einer beliebig komplexen Aufgabe mit einer Vielzahl von Komponenten werden, insbesondere wenn es sich um eine elektronische Baugruppe handelt.
Denn es geht ja nicht nur um die Passung in ein Gehäuse, sondern auch um die erwünschte Funktionalität, die die perfekte Abstimmung mechanischer, technischer, energetischer und elektronischer Variablen voraussetzt. Moderne Baugruppenfertigung benötigt also neben den eingesetzten Materialien nicht nur eine entsprechende maschinelle Ausstattung, sondern ein hochentwickeltes Know How aus den verschiedensten Berufsgruppen, bei denen neben den Technikern und Elektroingenieuren die Planungsexperten und Kostenmanager sicher eine entscheidende Rolle spielen.
Welche Kosten dominieren die Baugruppenfertigung?
Wie überall in der Produktion zählen die Arbeitskosten zu den zentralen Kostenfaktoren, wenn auch Teile der Fertigung automatisiert ablaufen mögen. Denn die Entwicklung mit Design, Prototyping, Testen und Qualitätssicherung verlangt nach hochbezahlten Experten. Die Ausrüstungs- und Wartungskosten für beliebig komplexe Fertigungsanlagen wie z.B. die Bestückungsautomaten, Lötstationen und mechanischen Maschinen zum Fräsen und Bohren müssen sich ebenfalls rechnen.
Lager- und Logistik spielen bei der Baugruppenfertigung auch eine gewichtige Rolle. Dieser ganze Aufwand lohnt sich natürlich für größere Unternehmen vor allem dann, wenn die Baugruppen in großen Stückzahlen gefertigt werden können.
Baugruppenfertigung für Kleinserien
In vielen Fällen von Kleinserien oder gar Einzelfertigungen wird die Baugruppenfertigung daher nach extern vergeben, weil es sich einfach besser rechnet. Voraussetzung dafür sind natürlich äußerst verlässliche Partner, die nicht nur das benötigte Know How, sondern auch die Ausstattung und die Erfahrung für solche Aufträge vorweisen können. Nach einigen Jahrzehnten der Versuche mit der asiatischen Lohnfertigung geht man jetzt wieder dazu über, solche Aufträge in regionale Hände zu geben, weil sich die enge Abstimmung während des gesamten Prozesses als wesentlicher Vorteil erwiesen hat. Denn ein weiterer Kostenfaktor in der Baugruppenfertigung besteht aus der Fehlerbeseitigung, die sich oft in teuren Rückrufaktionen ausdrückt.
Gerne beraten wir sie zu den Materialkosten der Baugruppenfertigung
Die Materialkosten als wesentlicher Kostenfaktor
Ganz ausgelassen bei dieser Betrachtung haben wir bisher die Materialkosten. Nach übereinstimmender Ansicht vieler Experten stellen sie den Kostenfaktor Nummer eins dar. Das liegt nicht nur am Wert der eingesetzten Rohstoffe und Materialien selbst. Die Wahl der elektronischen Komponenten beeinflusst direkt die Leistungsfähigkeit, Energieeffizienz und Haltbarkeit der Endprodukte. Billigere Komponenten können die Produktqualität beeinträchtigen.
Dabei gehören Lötmaterialien, Wärmeleitpasten, Reinigungschemikalien und andere spezialisierte Substanzen praktisch zur Grundausstattung und lassen sich in den meisten Fällen vorausschauend einkaufen. Das gilt ebenfalls für die Verpackungsmaterialien für den Transport mit den jeweiligen antistatischen und erschütterungsdämpfenden Eigenschaften. Doch schon bei den Verbindungselementen und den sogenannten Kaufteilen von global fungierenden Herstellern sieht die Lage anders aus.
Schwankungen bei den Preisen und der Liefertreue
Damit sind wir bei den Problemen mit der Beschaffung angelangt. Denn die Liste der verwendeten Bauteile und Materialien ist lang und eine preisgünstige Beschaffung hängt von vielerlei Faktoren ab. Die Kosten für Halbleiter, Leiterplatten, Widerstände, Kondensatoren und viele andere elektronische Komponenten unterliegen starken Schwankungen, die jede vorausschauende Kalkulation zu einer Aufgabe für das Risikomanagement werden lassen.
Dazu kommen die gerade in den letzten Jahren auch ins öffentliche Bewusstsein getretenen Probleme mit den Lieferketten. Natürlich bilden Extremfälle wie die Sperrung riesiger Hafenanlagen in China aufgrund einiger Corona-Ansteckungen die Ausnahme, aber sie treten auf und können ganze Produktionslinien zum Stillstand verurteilen.
Steigende Kosten aufgrund gestiegener Anforderungen
Je nach geplanter Baugruppe hängt die Zuverlässigkeit der Produkte deutlich von der Qualität der verwendeten Materialien ab. Das fängt mit dem Basismaterial und den benötigten Eigenschaften z.B. für die biegsame Multilayer-Leiterplatte an und hört mit den eingesetzten Dioden, Kabeln oder sogar Mikroprozessoren nicht auf. Hinzu kommt ein weiterer Umstand, der in der Beschaffung immer mehr berücksichtigt wird: Das Recycling aller eingesetzten Materialien für die Baugruppen wird zunehmend verpflichtend.
Die dazugehörigen Entwicklungen und neuen Verarbeitungsmethoden für die Rohstoffe spielen bei den Einkaufspreisen eine immer größere Rolle. Dass die hier aufgezählten Kosten und ihre Schwankungen eng verbunden sind mit der Größe der geplanten Serie versteht sich von selbst.
Beschaffung und Abstimmung der Materialien als Wettbewerbsvorteil
Eine hohe Expertise in der Planung, Abstimmung und Beschaffung der benötigten Materialien für eine Baugruppenfertigung kann sich heute also als effektiver Wettbewerbsvorteil erweisen. Solcherart auf Kleinserien spezialisierte Hersteller zeigen sich einerseits flexibler in der Anpassung auf die Wünsche der Kunden in Verbindung mit der Marktsituation. Andererseits können sie durch ihre Expertise in ihrem Segment der Produktion eigene Lieferketten aufbauen und spezielle Qualitätsansprüche auch mit alternativen Lösungen erfüllen.
Sie profitieren außerdem von den Vorteilen geringerer Lagerhaltungs- und Abfallkosten, die sie an die Auftraggeber weitergeben können. Diese Art Wettbewerbsvorteil kann allerdings nur dann zum Tragen kommen, wenn der Hersteller sich bereits langjährig in seinem Segment der Baugruppenfertigung bewährt hat und mit entsprechenden Referenzen in Bezug auf Entwicklung, Planung, Konstruktion, Fertigung und Qualitätssicherung punkten kann.